に
ほ
ん
に
い
き
ま
す
Ich gehe ins Land der aufgehenden Sonne.
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Tage
Eigentlich begann der Tag wie der übliche Anreisetag. Koffer und der übliche Flughafenstress. Allerdings begann das ganze schon damit, dass der digitale Selbst-Check-in nicht funktionierte. »Der Check-in kann wegen Überbuchung nicht durchgeführt werden, wenden Sie sich bitte an einen Mitarbeiter.« — Wenn man so lange drauf hin gearbeitet wird, kommt da Freude auf! Dann hat aber doch noch alles geklappt und nicht viel später, habe ich 10:28 Stunden Flug vor mir.
Im Flugzeug kann man sich eigentlich über nichts beschweren. (Abgesehen von den dünnen Decken vielleicht.) Ich Flugzeug hatte ich schon indirekt eine erste Begegnung mit dem, was mich in Japan erwartet, in Form einer japanischen Stewardess. Man gibt aber nicht so einfach klein bei und obwohl sie sowohl Englisch als auch Deutsch spricht, bemühe ich mich meinen Tee auf Japanisch zu bestellen: »ウーロン茶おください。« Sie lacht. Doch ihr Lachen ist irgendwie schwer zu deuten. Erkennt sie meine Mühe an? Lacht sie des simplen Versuchs wegen, oder aus Sympathie? Oder ist sie verlegen? Wieder einmal fühle ich mich irgendwie an die komplexe japanische Etikette erinnert.
Am Flughafen angekommen und nun mit offiziellem Ausweis als »Resident« bestückt, haben wir uns durch die Syntax der japanischen Adressen gequält. Das Adressystem irgendwie logisch und irgendwie auch nicht. Erinnert entfernt vielleicht an die Mannheimer Quadrate. Im gleichen Zug noch die erste Fahrt mit der japanischen U-Bahn hinter uns gebracht.
Nachdem wir alles auf dem Zimmer verstaut hatten, bummelten wir noch etwas durch unseren Stadtteil, eigentlich hauptsächlich auf der Suche nach etwas zu essen. Auf unserer Suche nach Essbarem sind wir durch von Shops gesäumte Straßen gekommen. Shops, die Straße für Straße das Gleiche zu verkaufen schienen (Devotionalien, Küchenutensilien, etc.). Außerdem sind wir an einem Straßenstand mit gegrillten Chickenwings vorbeigekommen. — Sehr lecker!
Schließlich sind wir in einem — von Außen — unscheinbaren Restaurant gelandet. Von Außen hatten wir nur eine Theke gesehen. Doch Innen war alles recht großzügig eingerichtet. Vor allem aber ging da drin richtig die Post ab! Die Gäste klingelten in ihren Kabinen — wie vorgesehen — und die Bedienungen brüllten auf Japanisch durcheinander. Keine Gesprächsatmosphäre, aber die Erfahrung alle mal wert! Es gab Ramen und dazu Matcha-Tee. Nachdem begleichen der Rechnung gab es dann in einer kleinen Schale Brühe, in etwa so wie in anderen Ländern mit Schnaps üblich wäre. Als wir das Lokal dann verließen, wurden wir lächelnd, nickend, mit wiederholten Verbeugungen und mit lauten »ありがとございます。« verabschiedet. Diese Form des herzlichen Abschieds wirkt aber leider etwas desorientierend, denn schließlich versucht man auch irgendwie jeder Verbeugung und jedem Ausruf Aufmerksamkeit zu schenken — als Zeichen des Respekts sozusagen. (Obwohl das sicher nur eine Floskel ist.)
»The Battles of Coxinga« ist der Titel des Stücks, das den Leidensweg des Kriegers Watōnai darstellt. Der Akt aus dem wesentlich komplexeren Stück, der gezeigt wurde, war spannend aufgebaut. Da ich mich absichtlich gegen eine übersetzte Synchronisation entschieden habe, brauche ich kaum erwähnen, dass von einem tieferen Verständnis für die Geschichte nicht die Rede sein kann. Bei meinem Besuch im Kabuki ging es mir allerdings auch nicht um die Erzählung, sondern vielmehr um die Kunstform an sich. Eine Darstellungsform mit sehr speziellen Elementen, besonderer Form- und Farbgebung. Besonders sind auch die Zwischenrufe des Publikums. Reihenweise erschallen Rufe, geradeso als würden die Schauspieler angefeuert.
Trotz der Sprachbarriere waren doch einige Szenen/Metaphern des Stücks deutlich zu erkennen. So behandelt eine recht humoristische Szene, was ich jetzt mal als »Last des Schwertes« bezeichnen würde. Die Szene zeigt, wie eine Meute dem Samurai und Krieger Watōnai das Schwert abnimmt und trotz vereinter Kräfte mehrfach unter dessen Last zusammenbricht. Ich würde vermuten, dass die Waffe hier nicht nur für die Waffe an sich, sondern vielmehr für die Verantwortung des Trägers, des Samurai und dessen »武士道« steht.
Auch das Mittagessen war heute ein besonderes Erlebnis. In einer Seitenstraße in der Nähe des Kabukiza-Theaters und doch weit genug vom Touristendrubel weg fanden wir uns vor einem kleinen Lokal für Ramen wieder. Doch direkt neben der Schiebetür steht ein Automat. Warum? Man bestellt und bezahlt an dem Automaten und bekommt dafür eine Art Ticket. Dann geht man rein und klemmt dem Koch den Zettel auf ein Brett und wartet. Irgendwie witzig und die Auswahl war auch noch so groß, dass mir die Entscheidung echt schwergefallen ist. Ich hab dann das Gericht mit dem am Meisten nichtssagenden Bild genommen. Teile der Suppe waren schlichtweg nicht zu erkennen. Aber die Suppe war lecker.
Der Senso-ji einer der bekanntesten buddhistischen Tempel (»-ji«-Endung) in Tokyo ist eine beeindruckende Anlage, die vollständig in Schwarz, Rot und Gold gehalten ist. Hier musste ich heute feststellen, wie unterschiedlich doch die buddhistischen Riten, im Vergleich zu dem, was ich bisher gesehen habe.
Was mir auch aufgefallen ist, ist die unmittelbare An- und Einbindung von Shops. So sind im Tempel selber Shops angesiedelt, in denen buddhistische Rosenkränze (Mala) oder andere Dinge erstanden werden können. Direkt vor der Tempelanlage in einer langen Gasse, die auf die Anlage hinführt, reihen sich dicht an dicht Läden mit Touristen-Nippes.
Außerdem können die Besucher dort ihre »Zukunft«/ihr »Schicksal« erfahren. In einem sechseckigen, metallenen Container sind Holzstäbe enthalten, die alle eine Nummer tragen. Man schüttelt, nachdem man 100¥ in eine Truhe geworfen hat, diese Blechbox, bis durch ein kleines Loch eines der Holzstäbchen herausfällt. Die Nummer liest man ab und schiebt das Holzstäbchen zurück in die Box. Mit der Nummer im Kopf geht man zu einem kleinen Schubladenschrank, öffnet die Schublade, entnimmt ein Kärtchen und ließt dann sein eigenes Schicksal.
Neben dem Schränkchen hängt eine laminierte Anmerkung, die einen darauf hinweist, dass man selbst mit einem schlechten Schicksal in Würde leben und sein Bestes geben kann.
Diese wirtschaftlichen und abergläubischen Verknüpfungen muten hier doch seltsam an und stehen in klaren Kontrast zum Dharma.
Das Manga-/Anime- und Elektronikviertel. Das muss einem gefallen.
In Akihabara reihen sich Shops für Manga und Anime und auch Computerspiele dieser Art aneinander. Die Shops sind eng und verwinkelt angelegt und unter Umständen findet man sich auch schnell in der Hentai-Schmuddelecke wieder.
Noch ungewöhnlicher sind die Spielhallen. Der Begriff »Reizüberflutung« ist hier Programm. (Meiner Meinung nach greift der Begriff hier schon nicht mehr ganz.) Diese Spielecenter sind derart mit Lichtern, Bilder, Tönen überflutet, dass man sich vollkommen desorientiert fühlt. In Sachen Ton zum Beispiel überlagern sich die Tastentöne der Automaten, das Rasseln von Metallkügelchen in den Automaten, Game-Over- und Sieges-Melodien. All diese Töne vereinen sich zu einem schmerzenden, misstönenden Rauschen. Ist man die Atmosphäre nicht gewöhnt, will man nur noch raus.
Trotz der eher schlechten Eindrücke von den Spielhallen und den doch eher schrillen Manga-Shops war Akihabara den Trip wert. Akihabara ist mit Sicherheit eines der Extrema, die Japan zu bieten hat. Das sollte man, wenn man da ist, schon mal erlebt haben.
Das Mittagessen war das große Plus von Akihabara. Es gab Pfannkuchenbällchen (Das Wort scheint es am besten zu treffen, auch wenn es mit Pfannkuchen wahrscheinlich nur wenig zu tun hat.), die Tintenfisch enthielten und mit Frühlingszwiebeln gedeckt waren. Das war sehr lecker.
Shibuya mit dem bekannten »Shibuya Crossing« ist beeindruckend. Allein die Menschenmassen, die sich hier über eine einzige Kreuzung bewegen. (Kreuzungen sind in Japan übrigens auch diagonal mit Zebrastreifen ausgestattet.) Mehrere Hundert Menschen bewegen sich hier während einer einzigen Ampelphase.
Der »Meijin«-Schrein ist Tempel-/Schreib-Liebhabern zu empfehlen. Ein Waldweg führt durch mehrere 鳥居 in die Anlage. Das Holz der Bauten ist naturbelassen und strahlt eine gewisse Wärme aus. Entlang des Waldweges bekommt man auch Regale zu mit in Stroh verpackten Sakefässern.
Das Nachtleben in »Shinjuku« ist berauschend, auch ohne eine der Bars besucht zu haben. Die bunten Lichter und die vielen verwinkelten Gassen, mit den kleinen, privaten Kneipen heben das Gemüt und wecken Interesse auf das Versteckte.
Das Abendessen, das ich hier genießen durfte, war etwas Besonderes. Zuerst ging es über eine schmale Treppe, die direkt hinter der Eingangstür anzufangen schien, in den zweiten Stock. Dort konnte man über Tablets, die an der Wand angebracht waren, bestellten. (Eis-)Wasser, wie es hier üblich ist, gab es natürlich kostenlos dazu. Zusammen mit dem Essen wurde dann auch die Rechnung gereicht, die beim Verlassen des Restaurants beglichen wurde.
Mein Gericht bestand aus einer Lage Reis, die durch eine Lage in scharfer Soße gebratenen Specks gekrönt und mit Frühlingszwiebeln verfeinert wurde. Schön scharf, richtig lecker! Dazu gibt’s natürlich auch ein Schälchen »味噌汁« (Miso-Suppe).
Heute war einer der Tage, an denen alles zu scheitern scheint. Nicht aus eigenem Unvermögen, sondern vielmehr den Umständen geschuldet. Der Tag fing damit an, dass wir — Kaiserpalast angekommen — feststellen mussten, dass dieser geschlossen hat. Darüber hinaus hatte es schon morgens mit regnen angefangen. Durch die Umstände gezwungen sind wir also gut zwei Stunden um die Anlage des Kaiserpalasts herumgelaufen, um zum Yasukuni-Schrein zu gelangen. Der Schrein ist übrigens mit seinen gigantischen, metallenen 鳥居 auch bei Regen ein beeindruckender Anblick. Von dort haben wir uns dann zum »Kanda Myojin« durchgeschlagen.
Zu guter Letzt sind wir dann in Yanaka, dem Tee- und Blumenviertel Tokyo angelangt. Der Trip hat sich gelohnt, denn es gab »Teechen für 'dechen«. Am liebsten hätte ich ja den Laden leer gekauft. Hab' mich aber dann doch für »Genmaicha«, einen vollmundigen Tee mit gerösteten Reiskörnern entschieden.
Ein großer Pluspunkt des Tages war eine Süßspeise im Bahnhof von Ueno. たい焼き | Tayaki in der Form, wie ich sie gegessen habe, war ein etwa 40 mm dicker Pfannkuchen (ca. 80 mm im Durchmesser), der mit einem Mus aus roten Bohnen gefüllt war. Warm, süß — einfach himmlisch.
Entgegen meiner Erwartung war der Kaiserpalast nicht einmal halb so interessant, wie sich das anhört. Man erwartet eine Anlage mit vielen, aufwendigen Bauten, begehbare Festungstürme, etc. Doch man findet im Kaiserpalast in Tokyo nichts dergleichen. Man findet eine große Grünanlage, die im Winter — wie könnte es anders sein — doch unspektakulär ist. (Hat man den »Grand Palace« in Thailand oder andere Paläste dieser Art gesehen, wird man hier enttäuscht.)
Hat man noch andere Ziele in Tokyo, sollte man diese — meiner Meinung nach — priorisieren.
Der Stadtteil, um den Bahnhof von Tokyo herum ist ein wahres Paradies für Leute, die sich an Architektur erfreuen oder gerne Architektur fotografieren. Hier sind gigantische Häuserschluchten und futuristische Glasbauten zu sehen.
Nach einer Fahrt von etwa 40 Minuten aus Tokyo raus, nach Gotokuji (der gleichnamigen Stadt) findet man sich in einem »kleinen« japanischen Dorf wieder. Ein krasser Kontrast zu der Größe Tokyos. Allein das »kleine Dörfchen« war schon die Anfahrt wert. Kleine Gassen und Bahnübergange zwischen kleinen Häusern. Häuser, die teilweise so klein erscheinen, sodass das Leben einem, der man anderes gewohnt ist, schier unmöglich erscheint. Wie im Tempel auch dreht sich hier alles um die 招き猫, die winkende Katze.
Vom Bahnhof etwa 20 Minuten entfernt gelangt man zu der großzügigen Tempelanlage. Man findet dort die Gebäude, die man in einer Tempelanlage entwartet. Häuser asiatischer Architektur, Incenser und, wie es hier üblich ist, ein Becken um Hände und Mund zu waschen. Interessant ist hier schon, dass sich in vielen Ecken die kleinen 招き猫 verstecken. Auch in der Pagode der Anlage, erkennt man in der Firsttasche eines jeden Stockerwerks eine kleine winkende Katze.
Gelangt man in den hinteren Teil der Anlage, dann offenbart sich einem ein ungewohnter Anblick. Ein Meer aus 招き猫 sammelt sich um einen kleinen Schrein. Alle dieser winkenden Katzen sind weiß und in scheinbar allen Größen vorhanden. Von winzig klein, bis zu 40 cm groß.
Heute sind wir in Asakusa (Tokyo) abgereist und sind mit der Bahn ins etwa 2 Stunden entfernt gelegene Kamakura in der Präfektur Kanagawa weitergezogen.
Weil ich mich ja viel mit dem Buddhismus und den Darstellungen des Buddha beschäftige, habe ich mich schon lange auf den Besuch eben dieses Tempels gefreut. Ich kann es nicht direkt beschreiben, aber diese Figur hat mich irgendwie angezogen. Diese Darstellung des Buddha hat eine Ausstrahlung, wie sie nur bei wenigen der ungezählten Darstellungen zu finden ist.
Als ich vor dieser Figur stand, fühlte ich mich irgendwie losgelöst. Frei. Die bloße Ausstrahlung dieser doch alten (~ 7,5 Jahrhunderte) und durch diese Zeit mitgenommen Statue ist irgendwie beruhigend, regt zum Nachdenken an und ist gleichzeitig einfach nur schön. Die stilisierten, friedvollen Züge, scheinen den erleuchteten Geist Buddhas zu beschreiben. Was diese Statue auslöst, kann man nur empfinden und kaum in Wort fassen.
Die weitläufige Tempelanlage des »Hase-Dera« ist beeindruckend. Die Tempelanlage ist Kannon, Bodhisattva des unendlichen Mitgefühls, gewidmet.
Neben den Bauten, die sich der Verehrung des Kannon widmen, gibt es außerdem ein kleines Museum, das die Mythologie des Kannon, wie auch die Geschichte des Tempels erzählt.
Die Tempelanlage ist regelrecht übersäht mit kleinen Buddhadarstellungen und Reinkarnationen des Kannon. Vor allem Letztere, die im Museum zu sehen sind, bestechen durch ihre Vielfältigkeit. Neben dem rein buddhistischen Kontext sind hier auch die Grünanlagen, ein kleiner Steingarten und die Architektur der Bauten schon den Besuch des Tempels wert.
Der Tag heute war nichts. Nicht nur hat es den ganzen Tag — ohne Unterbrechung — geregnet, sondern es war mit 4 °C auch noch richtig kalt. Dazu kommt dann auch noch der Wind, der hier aufgrund der Küstennähe ständig durch Kamakura bläst. Schnell, trotz Regenjacke, durchnässt und frierend, wurde das ganze heute sehr anstrengend.
Kamakura ist meines meiner Hauptziele, das ich aufgrund der traditionsreichen Bauten und vor allem auch wegen der spannenden Tempelanlagen ausgewählt habe. Heute hatten wir versucht einige der Tempel auf meiner trotz des Arschloch-Wetters, zu besuchen. Allerdings war ein Großteil der Tempel geschlossen, sodass wir einen Großteil der Strecke umsonst gegangen sind. Alternativ sind wir dann, etwas durchgefroren, durch die Läden der Touristenmeile geschlappt und die Waren begutachtet.
Auch das mit dem Essen in Kamakura ist so eine Sache. Einerseits erscheint das Essen, im Vergleich zu Tokyo, recht teuer. Andererseits braucht es auch eine Weile, bis man ein Restaurant findet, das auch wirklich japanisches Essen serviert. Wie so oft macht der Tourismus vieles kaputt. Aber merke: »Touristen sind immer die anderen.«
In meinem Hostel habe ich heute das erste Mal ein japanisches Onsen besucht. Der Anfang ist etwas seltsam, aber von dem ersten »Schock« erholt man sich schnell.
Im ersten Moment kommt man sich ein bisschen wie ein Hinterwäldler vor, der zum ersten Mal mit fließendem Wasser in Berührung kommt. Alles scheint fremd. Man hat davon gelesen und doch ist man sich der Abläufe nicht so sicher. Man ist mit der Badezimmer-Etikette nicht so richtig vertraut und ist hier, in der Blöße, besonders vorsichtig nichts falsch zu machen.
Hat man diese befremdlichen Gefühle und Gedanken erst mal überwunden, kann man das Onsen richtig genießen. In gewisser Weise hat diese Form des Bades eine befreiende Wirkung. Vor allem, wenn man im Anschluss an die Waschungen in den heißen Pool steigt und durch die Scheibe in den grünen, vor Leben strotzenden Garten blickt.
Heute haben wir viele der Tempel und traditionellen Häuser besichtigt, die Kamakura und Kita-Kamakura zu bieten haben. Manche der Tempel sind interessant, andere eher weniger zu empfehlen.
Viele Tempel haben den Besuch echt gelohnt. Die Zen-Architektur, ein Bambushain oder eine besondere Statue. Alles das zeichnet jeden Tempel für sich aus, macht sie unterschiedlich und einzigartig. Tempel, wie der 建長寺 (Kencho-ji) sind sehr weitläufig und haben sehr viele Details zu bieten. Wieder andere Tempel, wie der
Insgesamt haben wir heute etwa 25km zurückgelegt:
Der Tag endete mit dem Sugimotodera Tempel und klang dort auch aus — im wahrsten Sinne des Wortes. Der Mann, der sich um die Anlage kümmerte, augenscheinlich nicht als Mönch zu erkennen, schlug die Glocke des Tempels. Jeder Schlag erschreckte in seiner Lautstärke und verklang dann doch entspannend, tief vibrierend. Eine seltsame Befreiung schwang in dem Klang mit. Für den Moment des Klangs schienen alle Gedanken zu verstummen. Irgendwie ein seltsames und zugleich angenehmes Gefühl. Der Moment lässt sich gar nicht so richtig in Worten zusammenfassen.
Leider gibt es auch andere Tempel, die weniger spannend sind, sodass sie den Weg nicht lohnen. Der 明月院 (Meigetsuin Tempel) kostet 300¥ Eintritt und trotz des Eintritts ist die Hälfte der Anlage für Besucher unzugänglich, sodass der Tempel nichts Besonderes zu bieten hat.
In Kamakura haben wir die bisher besten 餅 (Mochi) gegessen. Meine Sorte, 桜 (Sakura) war sehr lecker. Der Teig war sehr weich, allerdings auch sehr süß. Dazu gab es einen heißen Ingewer-Tee, den man bei dem immer noch recht schlechten Wetter gut hat gebrauchen können.
Heute haben wir die Kannon-Darstellung (»Bodhisattva des Mitgefühls«) in Ofuna (Kanagawa) besucht. Die 25m hohe Büste stellt einen weiblichen Bodhisattva dar. Wie auch der Buddha in Kotoku-in ist diese Statue begehbar. Diese Statue birgt in ihrem Inneren allerdings einen kleinen Tempel.
Die Statue ist sogar aus dem Zug heraus zu erkennen und wahrlich beeindrucked. (Im direkten Sonnenlicht kann man die weiße Statue allerdings kaum ansehen.)
Die Taya-Höhlen, in dem 定泉寺 (Josen-ji) zu sehen sind, waren definitiv den langen Fußweg von Kannonji-jo wert. Nachdem man 400¥ Eintritt gezahlt hat, erhält man eine kleine Kerze, die man Eingang zu den Taya-Caves entzündet. Mit der Kerze in der Hand läuft man durch einige verzweigte Tunnel, in denen detailierte Reliefs an der Wand zu sehen sind. Immer wieder gelangt man in runde, hohe Meditationskammern, deren Reliefs auch Buddhabildnisse zeigen.
Der Genjiyama-Park, der auf einem Berg liegt, beherbergt einige interessante Schreine. Leider war uns nicht bewusst, dass der Zeniarai-Benten Schrein, Sasuke Inari Schrein und ein weiterer Teil des Schreins sind. Weshalb wir infolge unserer Wanderschaft — Google-Maps folgend — von einem zum nächsten Schrein, den Berg hinab und anschließend hinaufgestiegen sind. Wobei wir dann, nach dem ersten Abstieg, für jeden Aufstieg eine neue Route gewählt haben. Eine dieser Routen führte uns auch durch unwegsames Gelände — über Stock, Stein und vor allem durch Matsch. (Aber so hat man auch was von den Bäumen im Wald gesehen.)
Die beiden Schreine »Zeniarai-Benten Schrein« und »Sasuke Inari Schrein« sind absolut sehenswert.
Dieser Schrein ist erst nur durch ein 鳥居 (Torii) und ein paar Laternen erkennbar, die vor dem Eingang einer Höhe im Fels stehen. Geht man dort hindurch gelangt man durch eine Höhle und einen kurzen Tunnel aus 鳥居 (Torii) in den Schrein. Viele Menschen tummeln sich da, die dort ihr Geld waschen. (Selbstverständlich nicht im kriminellen, sondern eher im spirituellen Sinne.) Diese Waschung des Geldes verspricht Reichtum in der Zukunft.
Tief im Wald gelegen ist dieser Schrein weniger besucht, jedoch aber nicht weniger sehenswert. Von oben gelangt man zu dem Schrein über einen schlammigen und unwegsamen Pfad. Der Tempel selbst ist übersäht mit Hunderten von Porzellanfiguren und kleinen 鳥居 (Torii) und anderen Schreinbauten. Trotz der gepflegten Anlage scheint der Wald Teile des Tempels wieder für sich zu beanspruchen und vereinnahmt kleine Figuren und Bauten mit seinen weichen Moosen.
Heute sind wir nach Yokohama weitergezogen, angeblich Japans zweitgrößte Stadt. »Angeblich«, weil mir Yokohama bisher nicht wirklich groß erscheint und auch nur wenig spektakulär. Vielleicht liegt das aber auch an dem Unterschied zwischen »Yokohama« und »Kamakura«, an dem Unterschied zwischen »Großstadtleben« und »Kulturfokus«.
In Yokohama haben wir heute das vollkommen überfüllte Chinatown besucht, was ehrlich gesagt etwas anstrenged ist. Jetzt die zweite Woche in Japan ist man es nicht gewohnt, ständig von Restaurants umworben zu werden. Man ist die zurückhaltenden Japaner gewohnt und nicht das hier übertriebene und zugleich farbenprächtige Chinatown.
Neben China-Town und dem Pier waren wir außerdem in dem bekannten »Cup Noodle Museum«. Wir hatten keine Reservierung. Hätten wir unsere eigene Cup-Noodle-Sorte erstellen wollen, dann hätten wir einen Termin 3 Stunden später bekommen. Wir haben verzichtet und haben uns das Museum einfach so angesehen. Abgesehen von dem Erklärfilm, einer Skulptur und einigen Kleinigkeiten, war das Museum entgegen meiner Erwartung eher einfach gestrickt. Eigentlich nichts Besonderes und kaum den Eintritt wert. Aufgrund des Hypes, hier in Yokohama, gerade um dieses Museum hatte ich mehr erwartet.
Unglücklicherweise ist Yokohama leider immer schrecklich unspektakulär. Leider hatte ich deutlich mehr von Yokohama erwartet. Allerdings gab es auch einige kleine Peaks in Yokohama.
Der Pokémon Shop im Kaufhaus am Landmark-Tower war spannend. Buntes, rund um Pikachu und andere bekannte Pokémon gibt es hier zu finden. Vom Kugelschreiber, über Anhänger bis hin zu Stofftieren und Backformen ist alles dabei. Allerdings muss ich auch hier sagen, dass man von dem allseits beschworenen bunten Japan, einen doch schrilleren Shop erwartet hätte.
In der Nähe des »Pokémon Shop« waren auch ein »Ghibli Studio Fan Shop« und ein »Jump Shop« (Manga, Anime) zu finden. Beide Shops waren recht interessant. Mit den Sachen, die im »Jump Shop« angeboten konnte ich nur wenig anfangen, auch wenn ich einige der Titel/Serien kannte.
Der »Ghibli Studio Fan Shop« dagegen war interessanter. Die Illustrationen waren viel liebevoller und detailreicher, auch wenn mir hier die Titel/Filme nicht sagten. »Heidi«, den Zeichentrick, kenne ich natürlich. Schließlich bin ich damit aufgewachsen. Aber das ist ja nur ein kleiner Teil des großen Schaffens von »Ghibli Studios«.
Auch dieser, letzte Tag barg keine Überraschungen. Dieser Tag war mehr durch die bevorstehende Abreise nach 大津市 (Otsu) geprägt, als durch alles andere. Mit dem Versuch möglichst entspannt und zeitaufwendig den Tag zu verbringen, bewegten wir uns durch Yokohama. Wir besuchten das »NYK Hikawa Maru« und tingelten durch die Shops von Chinatown.
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Heute bin ich in meine Studentenbleibe in 大津市 (Otsu) eingezogen. Die erste Reaktion war Schock. Nicht nur war es innen deutlich kälter als draußen, sondern das Alter war der Wohnung anzusehen. Dem baldigen Abriss vorbestimmt, sah die Wohnung doch recht abgelebt aus.
Ein weiterer Schockmoment war die Kälte in der Wohnung und die »Air-Condition«. Nicht nur war die Fernbedienung auf Kanji, sondern auch die Ladehemmung war irritierend. So dauerte es auch eine ganze Weile, bis ich endlich Hitze in meine Wohnung bringen konnte. Aber schließlich passt man sich doch an und fühlt sich nun doch wohl.
Ich muss auch ehrlich sagen, dass es ein seltsames Gefühl ist, mit zwei Koffern in ein vollkommen leeres Appartment zu ziehen. Natürlich bin ich schon für mein Studium ausgezogen. Doch das hier in Japan, mehr als 9.000km weit weg ist eine ganz andere Hausnummer. Das Gefühl, dass das vermittelt, ist schwer zu beschreiben.
Wenn man in sein neues Heim einzieht, gibt es viel zu tun. Das ist auch hier so. Wen wundert’s? Allerdings ist das hier auch noch etwas anders. Denn die zu erledigenden Dinge fangen schon mit banalen, aber nicht allzu kleinen Hürden an.
So musste ich jetzt erst mal meinen Namen auf Japanisch (Katakana) schreiben lernen. Selbstverständlich habe ich geahnt, dass das auf mich zukommt. Aber das im Voraus zu lernen ist schwierig. Denn die Zusammensetzung ausländischer Begriffe aus den japanischen Katakana folgt einer inneren Logik, die für einen Außenstehenden nicht so richtig zu begreifen ist. Mit den Silben der ヘボン式 (Hepburn-Schreibweise) gäbe es viele Möglichkeiten. Allerdings werden die Silben nicht nur anhand dieser Umschreibung, sondern auch im Klangzusammenhang gewählt. Kurz gesagt mit meinem Namen bin ich da ziemlich gearscht. Zum einen der Doppelvorname und zum anderen der deutsche Nachname, mit dem schon viele Deutsche ein Problem haben. Warum auch immer?
Mein neuer Name lautet jetzt: アンドレ パスカル バートバイン was sich in ヘボン式 »A-N-DO-RE PA-SU-KA-RU BA-A-TO-BA-I-N« schreibt.
Wenn man eine solche Reise tut, denkt man über viele Dinge nach. Unter anderem denkt man auch an jene, deren Lebenstraum es war Japan zu sehen. Auch wenn man den Traum nicht bis ins Detail kennt, nicht das eigentliche Ziel in Japan kennt, beeinflusst das einen. Dem Traum eines geliebten Menschen, versucht man in gewisser Weise gerecht zu werden. Ja, man versucht diesen Traum durch gewisse Dinge zu verwirklichen. Man versucht so viel zu erleben, wie es nur möglich ist. Ja, man versucht vielleicht sogar ein Andenken zu vervollständigen. Man lebt diesen Traum zum Besten eines anderen und zugleich zum Besten des Selbst. Aber was ist das wirklich? Egoismus? Reines Gewissen? Oder ist das eine Art letzter Dienst?
Anfangs haben wir uns heute nur um ein paar wichtige Dinge gekümmert. Jetzt bin ich in Japan auch registriert. Dabei hab' ich gleich was Neues gelernt. In Japan wird immer noch — auch auf Registrierungsformularen — mit Kaiser-Jahreszahlen gerechnet. Demnach schreiben wir heute den 平成 30 月 03 日 15.
Auch die Versicherung, die wir beim Einzug abgeschlossen haben, wurde heute bezahlt. Allerdings nicht in Cash und auch nicht per Überweisung. Hier geht man in einen Convenience Store, lässt aus »Loppi«-Automaten ein Ticket und bezahlt die Versicherung an der Kasse. Auch ein interessantes Konzept, oder?
Gestern wurde uns von unserem Mentor, unserer Gast-Hochschule, der »AEON Style« empfohlen, mit dem Kommentar »It’s a little big supermarket.«.
Heute waren wir in dem »little-big« Supermarkt. Wir waren schlichtweg überwältigt. Man wusste gar nicht, wo man zuerst schauen sollte. Produkte aller Klassen, aller Formen und Farben in unzähligen Regalen. Allein die Unmengen an Lebensmitteln. Mega! Derart überflutend, dass einem die Entscheidungsfindung noch schwerer fällt als sonst schon.
Man kann sich das in etwa vorstellen, als würde man in einen deutschen Großhandel (Metro, Selgros) das vierfache Sortiment auf etwa doppelter Fläche präsentieren. Dann das Ganze noch in vier Produktsparten auf vier Stockwerken.
Der erste Sprachkurs heute war eigentlich recht entspannt und geprägt von Wiederholungen. Das Gute an diesem Kurs ist der veränderte Fokus. Nicht wie in »Japanisch im Sauseschritt« — nicht zu empfehlen — lernt man hier mehr Alltagsworte im Zusammenhang mit der Etikette und der Verwendung.
Bei unserem ersten Besuch in Kyoto besuchten wir die »Geschwister Tempel«, Higashi- und Nishi-Hongan Tempel. Beides große und wahnsinnig beeindruckende Tempelanlagen. Allein die Tore, durch die man Zugang in die Anlagen erlangt, sind schon faszinierend.
Doch der Higashi-Hongan Tempel war nochmal weitaus beeindruckender, als der folgende Nishi-Hongan Tempel. (Beide sind jedoch sehenswert und liegen nicht weit auseinander.) Das weitläufige Tempelgelände barg viele Häuser asiatischer Architektur, neu und alt. Überwältigend war jedoch der Besuch der großen Hallen des Higashi-Hongan Tempel. Vergoldete Trennwände, strahlend. Allein die Goldmenge ist schon beeindruckend. Doch jede der einzelnen Trennwände(-türen) zierte ein Türsturz mit einem großen Relief. Ein Relief mit einer Tiefe von vielleicht 35cm und so detailreich, sodass das Auge ständig umherspringt. Das Relief in seinem einer solchen Trennwand(-tür), ein einziges Panel, in seiner Gesamtheit wahrzunehmen, wird durch die Vielzahl der Details schon schwierig. Motive mit Pfauen, Kranichen, Phönixen oder musizierenden, beflügelten Bodhisattva. Absolut sehenswert!
Beim Mittagessen wären wir heute beinahe in einem Karaoke-Schuppen gelandet. Von außen war der Laden nicht als Karaoke-Schuppen zu erkennen, es erschien auch mehr als Restaurant. Auch カラオケ (Karaoke) stand nirgends dran. Als wir den Laden dann betraten, waren wir das erste Mal verwirrt. Auf den ersten Blick war das Restaurant nicht zu erkennen. Auf meine Rückfrage: すみません。レストラン わどこですか (Entschuldigung. Wo ist denn das Resuturant?) Wurde mir das bestätigt, dass das Restaurant hier sei. Auch erst am Ende des kurzen japanischen Gesprächs wurde klar, dass man einen Karaoke-Raum mieten müsse, um etwas zu essen bekommen. Am Ende dieses peinlichen Missverständnisses haben wir uns mit einem すみません entschuldigt und uns für die Information bedankt.
Wir sind dann im Restaurant gegenüber gelandet. Lecker war’s! Hackfleisch-Steaks gefüllt mit Käse und Pilzen und dazu Reis und eine Art Krautsalat. Der Krautsalat sah allerdings auch nur so aus. Denn im Krautsalat war kein Kraut, sondern Kohlrabi. Mit dem Dressing aus dem Sesam und anderem eher Undefinierbarem war das allerdings sehr lecker.
Der Besuch der Bug Nijo hat sich auf jeden Fall gelohnt. Nicht nur sind die Gebäude eindrucksvoll und die Gartenanlagen liebevoll gestaltet, sondern auch das Betreten einzelner Gebäude ist etwas ganz besodneres.
Auf einer festgelegten Route wird man durch die Häuser geführt und erhält Einblick in die Räumlichkeiten des Shoguns 徳川 家康 (Tokugawa Ieyasu), seiner Gäste und der Bediensteten. Spannend dabei sind die verschiedenen Malereien, deren Bedeutung für die jeweiligen Räumlichkeiten und die unterschwellige Demonstration von Macht und Einflussnahme des Shoguns. Malereien von Tigern über Falken und Adlern bis hin zu harmonischen Landschaften. (Die meisten der Malereien sind allerdings Replikate und nur im Museum zugänglich, dass derzeit leider geschlossen ist.)
Der Besuch des Sennyu Tempel war leider ein Reinfall. Zwar ist der Tempel in einem schönen Waldstück/Park gelegen und umringt von einigen kleinen Schreinen. Wenn man die Gebäude besuchen will, muss man ¥800 Eintritt bezahlen. Ansonsten liegt der Eintritt bei ¥500. Leider sind selbst die ¥500 für die doch recht kleine und unspektakuläre Anlage etwas hoch angesetzt.
Auch der Besuch des einzigen zugänglichen Gebäudes war eher unspektakulär. Mit einer schlichten Meditationshalle, keine Nebenräume und ohne weitere Erläuterungen, war der Besuch recht teuer und kaum den Fußweg vom Kyoto Bahnhof wert. (Google Maps und die Nutzer-Fotos hatten hier etwas anderes vermittelt.)
Dieser Tempel war auch schon wesentlich interessanter als der Sennyu Tempel. Aber auch hier sind die Eintrittspreise ganz schön gepfeffert. Allerdings ist die Tempelanlage kostenlos zugänglich, während man für die verschiedenen Gärten Eintritt zahlen muss. Da zum Großteil die Gärten in dieser Jahreszeit noch sehr trist sind, haben wir es bei einem der Gärten belassen.
Dieser Schrein war das absolute Highlight. Der Weg zur Anlage gesäumt von Straßenständen mit Essen (und Touristen-Schrott). Gegrillter Speck, gefüllte Gebäck-Spieße, Spieße mit Riesbällchen, Taiyaki und mehr. Die Taiyaki mit Grüner-Tee-Füllung sind richtig lecker.
Die Anlage des Schreins ist dem »Kami Inari« gewidmet und geprägt von 狐-Darstellungen (Fuchs-Darstellugen) geprägt. Die Anlage selber ist schon interessant. Mit den kräftigen, roten Schreingebäuden, geschwunenen Dächern und vielen 鳥居 (Torii). Leider ist die Anlage auch von Touristen geflutet.
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Zwar zum Fushimi Inari-Taisha Schrein gehörig aber von der Hauptanlage wegführend, geht man durch einen gigantischen 鳥居-Tunnel. 鳥居 um 鳥居 geht man hindurch, Hunderte ja Tausende dieser 鳥居 bilden einen Tunnel, der den Berg hinauf führt. Alle 鳥居 leuchten rot und sind unterschiedlich groß. Mal schmal mal breit. Trotz der vielen geschwätzigen Menschen herrscht innerhalb dieses Tunnels eine gewisse Ruhe. Eine Ruhe nicht unbedingt äußerlich ist, sondern in gewisser Weise von Innen zu kommen scheint. Je weiter man geht, desto leerer wird es. (Sobald die Instagram-Foto-Phase abgeschlossen ist, steigen die meisten aus.) Hin und wieder wird der Tunnel durch einen Seitenpfad unterbrochen, der in den umliegenden Bambuswald führt. Es lohnt sich ein kleines Stück in den Wald zu laufen und die Ruhe dort zu genießen und von dem befriedenden Ambiente des Bambuswaldes, zu profitieren. (Bambuswälder haben irgendwie eine »magische« Wirkung.) Wir sind auf beide Bergspitzen des Mount Inari aufgestiegen. Ein anstrengender Aufstieg voller ungleicher Stufen, aber die Aussicht ist jede Ansstrengung wert. Der Weg wird immer wieder durch Pausenstationen, kleine Schreine und Souvenirshops unterbrochen.
Am Ende des Tages haben wir sogar unseren bisherigen Rekord gebrochen und sind etwas mehr als 29 km gelaufen.
Heute war ein verregneter Ruhetag. Gestern Abend und heute Morgen hatte ich das Vergnügen mit der japanischen Waschmaschine. Fun Fact: »Wäsche wird in Japan mit kaltem Wasser gewaschen.«
Der Tag heute war leider nicht weniger verregnet als gestern. Heute war aber sowieso irgendwie ein komischer Tag.
Schon der Weg zur Uni war heute — wie gesagt ein komischer Tag — nicht so erfolgreich. In die Betrachtung der vorüberziehenden Landschaft und in die eigenen Gedanken vertieft, sind wir eine Haltestelle zu früh ausstiegen. (Was uns erst nach den 改札口 (Bahnsteigsperren) aufgefallen ist. Nicht nur sind wir so gut 20 Minuten zu spät zu unserer Verabredung gekommen, sondern unser Ticket war auch noch fast doppelt so teuer. Glücklicherweise kam unsere Verabredung so zu spät, dass unsere Verspätung nicht weiter aufgefallen ist.
Unsere Verabredung, eine Japanerin, die an unserer Heimat-Hochschule im letzten Semester zu Gast war, gab uns eine private Führung an der Uni. Das Unigelände ist kleiner, als ich es mir vorgestellt hatte, dennoch fühlt man sich irgendwie auf Anhieb wohl. (In gewisser Weise ist man ja unter Seinesgleichen.) Als Europäisch-Aussehend erntet man hier dennoch viele neugierige Blicke. Doch von Professoren, wie auch Kommilitonen wird man höflich gegrüßt.
Bei dem Gang über das Gelände bekommt man auch kleine Einblicke, in die Talente die sich hier tummeln. Auf dem Hof werden fertige Arbeiten gelagert. Arbeiten, die besser sind, als Arbeiten die woanders ausgestellt werden.
Der Besuch/die Führung dauerte nicht lange an. Aber trotzdem hat sich der Weg gelohnt. Denn jetzt hat sich Vieles geändert. Vorher war eher die Reise-/Urlaubsstimmung vorherrschend. (Man ist ja auch durch mehrere Städte Japans angereist!?) Mit dem Besuch der Universität hat einen eine Motivationsflut erfasst. Man freut sich darauf Neues zu lernen, zu gestalten und zu schaffen.
Noch immer ist das Wetter nicht so prickelnd. So sitzt man da und beschäftigt sich mit den zukünftigen Studienthemen — übt sich in Neuem. Außerdem geht einem immer wieder das Erlebte in Japan durch den Kopf.
In Japan ist vieles anders. Allerdings nicht ganz so, wie es die Reiseführer und Etikettenratgeber beschreiben. Liest man diese Ratgeber stellt man sich die japanische Gesellschaft steif und streng vor, jederzeit regelkonform. Allein letzteres stimmt, doch auch das dient einem System, denn es dient dem allgemeineren Wohl. (Das System selbst ist im Moment nicht erkennbar.) Alles scheint sich innerhalb dieses Systems zu bewegen. Alltag, Arbeit, Leben, Individualität — alles. Hält man sich an die gröbsten Gepflogenheiten und gibt sich Mühe, hat man hier keine Probleme. Man lebt sich hier schnell ein und fühlt sich ebenso schnell wohl. (Selbstverständlich sind das nur meine Beobachtungen.)
Zum Beispiel wird sich bei der U-Bahn und S-Bahn (die hier natürlich nicht so heißen) in zwei Reihen — fein-säuberlich hintereinander — links und rechts von der Tür aufgestellt. (Hier sind teilweise sogar »Laufspuren« aufgezeichnet.) Das vereinfacht nicht nur das Aussteigen, sondern auch das Einsteigen. In der Bahn herrscht, von einzelnen wenigen Face-to-Face-Gesprächen, absolute Stille. Das heißt — kein Handy klingelt, kein Mutterficker-Deutsch-Rap aus dem Lautsprecher von ein paar Halbstarken und keine assigen Telefongespräche, die die gesamte Bahn unterhalten. Sehr angenehm!
Regen, Regen, Regen ...
Nur langsam wird das Wetter wieder besser. Da ich es rumsitzend aber nicht mehr ausgehalten habe, bin ich heute ein bisschen durch Otsu spaziert. Dabei bin ich durch neue Stadtteile, Supermärkte und Malls gekommen. Interessanterweise lernt man auch in den Supermärkten und Malls viel Neues über das Land, in dem man lebt.
Ich wusste zum Beispiel nicht, dass die optimale Länge der Essstäbchen von Person zu Person unterschiedlich sein kann. So ergibt sich die optimale Länge der Stäbchen aus dem 1,5-fachen der Spanne zwischen Daumen- und Zeigefingerspitze. Stellt man sich jetzt so manche europäische Pranke vor, dann sind das verdammt lange Stäbchen.
Zusammen mit unserem Mentor, einer Übersetzerin und zwei Professoren saßen wir an einem Tisch im Illustration-Department. Interessant ist, dass die Anwesenheit der Übersetzerin es einem auf einmal sehr deutlich macht: »Ich studiere in Japan.« Natürlich was das ja die ganze Zeit der Plan, aber mit der Übersetzerin wird einem auf einmal klar, was man sich hier vorgenommen hat. Es ist kein unangenehmer Gedanke, man wird sich lediglich schlagartig dem Gesamtausmaß bewusst.
In gut 150 Minuten haben wir die 21 verschiedenen Kurse (des Illustration-Departments) besprochen und die Stundenpläne erstellt. Während des Gesprächs wurde schnell klar, dass das Studium hier sehr anders ist. Außerdem bekamen wir einige Arbeiten aus den verschiedenen Kursen zu Gesicht. Die Arbeiten sorgfältig verpackt und gelagert. Arbeiten, die durchweg sehr beeindruckend waren. (»Beeindruckend« ist bei den gestalterischen (hier vielleicht auch künstlerischen) Talenten, die da zu erkennen waren, ein Under-Statement.)
Es gibt auch viel Luxus, an den man sich hier gewöhnen könnte. So hat die Universität ihren eigenen, günstigen Shop für »Künstler- und Designerbedarf« direkt neben der Mensa. Außerdem bekommt jeder Student einen eigenen Arbeitsplatz an der Universität zugewiesen. Sehr nice!
Das abschließende Kommentar der Übersetzerin, die wohl aus den USA kommt, war auch ein Knaller: »Sorry for Trump! I did vote, but not for Trump.«
Heute ging es für einen Tag in das etwa 1 Stunde entfernte Osaka. Um 07:30 Uhr ging es los. Schon die Hinfahrt war in gewisser Weise spannend. So früh unterwegs habe ich die Rush-Hour gestreift. Der Zug hat sich an den verschiedenen Haltestellen zwischen Otsu und Osaka gut gefüllt und sich dort dann nahezu vollständig geleert.
Meinen Rucksack, des Platzes wegen, abgenommen und in Händen tragend wurde ich von der Masse durch die Tür auf den Bahnsteig bugsiert und da ging es dann erst richtig los. Von allen Seiten Menschen. Meinen Rucksack vor mir tragend, konnte ich meinen Hintermann deutlich spüren. Spontan ging mir durch den Kopf: »Händeschütteln gibt es nicht. Aber Kuscheln in der Rush-Hour.« Ich bin ja schon in der ein oder anderen großen Stadt in einer vollen Rush-Hour-Bahn gewesen, aber der Bahnhof von Osaka war echt erstaunlich. Der Teil der Menschenmasse, der sich nahe der Tür konzentrierte, an der ich ausstiegen war, sammelte sich vor einer Rolltreppe, auf der pro Stufe je zwei Menschen Platz hatten. Ein Spektakel für den Europäer. Etwa 1m vor der Rolltreppe lichtet sich dann die Menschenmenge und geordnet ohne jedes Drängeln, mit einem gewissen Sicherheitsabstand besteigt jeder die Rolltreppe. Diese Ordnung und Ruhe bei diesen Menschenmengen wäre in Deutschland nicht denkbar.
Aus dem Bahnhof von Osaka raus, begann für mich ein langer und interessanter Tag. Mir einzelne Ziele gesteckt, bin ich durch das weitläufige Osaka geschlendert. Immer grob in die richtige Richtung gehend, bin ich immer da lang gelaufen, wo es interessant aussah.
Kreuz und quer bin ich durch Osaka gelaufen. Osaka hat viel zu bieten. Sowohl schattige Häuserschluchten imposanter Architektur, als auch schmuckreiche Tempel- und Schrein-Anlagen.
Auf meinem Weg zu den Tempeln, Schreinen und bekannten Stadtvierteln bin ich immer wieder durch kleine Viertel gekommen, die interessant waren. So bin ich auch durch ein Viertel gekommen, indem sich Leute meiner Altersgruppe einkleiden. Abgefahren. In dieser Hinsicht und ebenso, was die Menschen in Osaka angeht, ist die Stadt um ein vielfachen bunter/schriller als die Städte, die ich bisher besucht habe. Hier ist es noch immer nicht so bunt, wie man es sich von Japan erzählt, aber es fehlt nicht mehr viel.
Dotonbori ist eines der bekanntesten Stadtviertel Osakas. Im Prinzip ist dieses Stadtviertel eine einzige Fressgasse. Hier reihen sich Restaurant und Straßenstände aneinander. Diese Ketten von Restaurants werden nur hin und wieder von Shops unterbrochen, die den typischen Tourismus-Plunder verhökern. Die Außenwerbung dieser Restaurants ist jedoch das eigentlich sehenswerte. Riesige dreidimensionale Krebse und Oktopoden hängen über den Eingängen und bewegen sich sogar. Absolut sehenswert!
Am Automaten bestellt und bezahlt habe mich hingesetzt. Kaum saß ich, stand schon eine Tasse 焙じ茶 (Hojicha) bereit. Das Essen war richtig lecker. Reis mit Hühnchen in knuspriger Panade und dazu eine kleine Nudelsuppe.
Im Vergleich zu deutschen Gerichten ist hier alles mundgerecht zugeschnitten, auch das Fleisch. Da fühlt sich das panierte Stück Huhn irgendwie nur an, wie ein Geil-Macher.
Obwohl der Yasaka-Schrein zu den eher kleinen Schreinen gehört, die ich bisher gesehen habe, ist er definitiv auch einer der interessantesten, zumindest von der Architektur her.
Jeder kennt die Löwen, die an Tempeln-, Schreinen- und auch den China-Restaurants (in Deutschland) links und rechts vom Eingang zu sehen sind. Die gibt es hier auch. Der Schrein ist in das Maul eines gigantischen Kopfes eines solchen Löwen gebaut.
Als leidenschaftlicher Teetrinker überkommt mich hier immer Aufregung, wenn ich hier einen Tee-Shop sehe.
Selbstverständlich habe ich mich natürlich über die verschiedenen Tee-Sorten und Tee-Qualitäten in Japan informiert. Doch, wie ich gestern erneut festgestellt habe, bringt einem das nicht besonders viel. Wenn ich die Namen höre, weiß ich zwar worum es geht, aber im Tee-Shop ist man trotzdem aufgeschmissen. Die ganzen Tee-Sorten waren in Kanji beschriftet. Zum einen also wegen der Sprachbarriere und zum Anderen wegen der Vielfalt geht man erst mal das Regal mehrfach auf und ab. Man hat keine wirklich Vorstellung, was sich in den Päckchen verbirgt.
In dem Laden waren noch zwei — wie sich dann rausstellte — Australierinnen, etwa in meinem Alter, zu Gange. Nachdem ich sie einen Moment beobachtet hatte, habe ich sie angequatscht und nach ihrer persönlichen Wahl, die da üppig auf dem Tresen zusammengesammelt war, gefragt. Es entstand ein nettes Gespräch, dann ging es aber erst los. Ganz nach dem Motto »Try before you buy.« haben wir verschiedene Teesorten probiert und schließlich eine Auswahl getroffen.
starstarstarstarstar | 深蒸し茶 (Fukamushicha) |
starstarstarstarstar | 上煎茶 (Jyo-Sencha) |
So im Gespräch habe ich auch von meinem Studium hier in Japan erzählt. Als das Stichwort »Manga« fiel, schaute der Besitzer auf und beteiligte sich wieder an dem Gespräch. Prompt wollte er wissen, wo ich studiere. Mit »Otsu« konnte er aber nichts anfangen und überlegte sichtlich. Als ich dann »Shiga Prefecture« ergänzte, entgegnete er »Ootsu« (mit lange »o« und stummem »u«). — Ist ein interessanter Zufall. Eigentlich weiß, dass das »Otsu« so ausgesprochen ist, trotzdem tue ich es nicht. Irgendwie vermittelt mir das lange »o« und das verschluckte »u« das Gefühl noch schlechter verstanden zu werden.
Bei meiner Wanderung durch Osaka bin ich auch über den »Kuromon Ichiba Market« gekommen. Hier wird größtenteils Fisch und anderes Meeresgetier verkauft. Das ist echt interessant anzusehen. Das ist alles dabei. Große Muscheln, kleine Krebse, Seeigel, Shrimps und die japanische Riesenkrabbe. Letztere sind schon spektakulär anzusehen. Arme dieser Riesenkrabbe kann man auf dem Markt für etwa ¥1.500 (~ 11€) als Snack erwerben.
Doch die japanischen Riesenkrabben waren auf dem Markt noch nicht das spektakulärste. Hier konnte man sich für rund ¥12.000 (~ 92€) auch den berüchtigten Kugelfisch zubereiten lassen. Man sieht die Fische und auch ein paar, die den Verzehr wagen und man fragt sich unwillkürlich: »Wie viele haben wohl hier in der Gasse oder vor eben diesem Stand ihr Leben gelassen?« Außerdem fällt auch das Schild auf, das den Verzehr vor dem Stand verbietet.
Heute waren wir im »Sanjusangen-do«-Tempel. Die Anlage an sich ist schon schön anzusehen. Ein kleiner Garten, ein kleiner Teich und Bäume, die gerade in voller Blüte stehen.
Am interessantesten ist jedoch die lange Halle. Die Halle birgt 1001 Bodhissattva-Darstellungen, die über die Jahre mehrfach neu gebaut werden mussten. Gerahmt von 1000 Bodhissattva-Darstellungen steht im Zentrum der Halle »Kannon« (Avalokiteshvara, »Bodhissatva des unendlichen Mitgefühls«). Außerdem steht vor den Bodhissattva-Darstellungen eine Reihe von Göttern und Mythenfiguren, wie der Gott des Windes oder der Donnergott. Die Vielzahl der Statuen ist ein majestätischer Anblick.
Leider sind viele der Figuren, durch die Zeit schon sehr geschwärzt, sodass Details verloren gehen. Wäre diese Schwärzung nicht, wäre der Tempel wahrscheinlich überwältigend. (Aber auch so ist der Besuch des Tempels zu empfehlen!)
Auch die große Anlage dieses Tempels ist sehr beeindruckend. Im Kontrast zu viele äußerlich eher minimalistischen Tempel- und Anlagen, die wir bisher gesehen haben, gehört die Anlage zu den buntesten. Hier wurde weder an Zierde noch an Farbe gespart.
Vom Tempel weg sind wir in Richtung von »Ninenzaka« losgezogen, was uns durch die an die Anlage angeschlossene Shopping-Meile führte. Da haben wir uns dann in Teeläden, Keramikläden und kleinen außergewöhnlichen Lädchen verfangen.
Ausnahmsweise war das Mittagessen richtig übel. Es gab Dumblings und die waren außergewöhnlich günstig. Das hätte uns eigentlich schon eine Warnung sein müssen. War nicht wirklich lecker. Man beißt auf der einen Seite rein und auf der anderen Seite läuft das Fett raus.
Weil Montags Ruhetag ist, haben wir uns auch einen Ruhetag gegönnt. Wir waren aber nicht ganz untätig. Wir haben die Shops in unserer Heimatstadt ausgekundschaftet. 100¥-Shops, Second-Hand-Shops und den Mega-Store, der im Internet als Schnäppchenmarkt angepriesen wurde.
»Mega Store« — Es steckt eigentlich schon im Namen. Nicht weil es mega coole Sachen oder mega die Schnäppchen sind, sondern vielmehr ist die Vielzahl der Produkte »mega«. Wenn man europäische Supermärkte (oder auch Großmärkte, wie Metro oder Selgros) gewöhnt ist, dann ist die erste Erfahrung in dem »Mega Store« eher unangenehm. Man betritt den Laden und schlichtweg überwältigt, absolute Reizüberflutung. Verwirrt irrt man durch die engen Gassen. Überall hängen Schilder von der Decke, dicht an dicht stehen Regale. Die Gänge zwischen den Regalen sind teilweise kaum einen Meter breit. Überall Geräusche; Musik und Werbung überlagern sich. Von »Schnäppchenmarkt« kann auch nicht die Rede sein, auch wenn das qualitativ vielleicht zutrifft. So schnell werde ich mich wohl nicht mehr dahin verirren.
Heute waren wir im Kinkaku-ji, am goldenen Pavillon. Das Pavillon selber ist sagenhafter Anblick. Wenn das gleißend helle Sonnenlicht auf die vergoldete Oberfläche trifft, blendet es fast. Mitten in einer sorgfältig gestalteten Garten-Anlage steht das goldene Gebäude und kann von allen Seiten betrachtet werden.
Leider, wie könnte es auch anders sein, ist es auch hier die reinste Touristenschlacht. Vielleicht bewegen sich gerade deshalb viele in dieser Anlage ohne jede Rücksicht.
Auf dem Weg zum 慈照寺 (Ginkaku-ji Tempel, Silbernes Pavillon) kamen wir zum Fotografieren auf einer kleinen Brücke zum Stehen. Links und rechts des Kanals, den die Brücke überspannte, waren Kirschbäume zu sehen. Mit der Kamera hantierend standen wir da, dann latscht uns eine Gruppe Spanier (der Sprache nach zur urteilen) mitten dort hin, wo in den nächsten Minuten Fotos entstanden wären. Ohne jede Rücksicht, ohne uns auch nur Beachtung zu schenken. Gerade so als gäbe es nur sie als Gruppe. Interessanterweise war das noch nicht der »What the Fuck«-Moment des Tages.
Aus dieser Gruppe, die ihrer Rücksichtslosigkeit wegen sofort unangenehm auffiel, stach ein junges Mädchen, von vielleicht 14 Jahren, hervor. Ein Mädchen in den Kleidern einer Frau. Im bauchnabelfreien Shirt steht sie also am Rand der Brücke und hebt beide Hände — »Peace«, streckt die Zunge möchtegern sexy raus und schwingt wie blöd Möchtegern-Hüften — alles vor dem idyllischen Hintergrund der Kirschblüten. (Wahrscheinlich auch noch für einen Instagram-Boomerang. — Das ist allerdings nur Vermutung.) Ein kurzer Blicktausch mit meiner Mitreisenden genügt. »What the Fuck« steht uns wohl beiden ins Gesicht geschrieben.
Da der silberne Pavillon im Geschwister-Tempel des »Kinkaku-ji« niemals wirklich versilbert worden ist, war dieser Besuch nur wenig spektakulär. Schön waren allerdings der Steingarten und die Grünanlage, die das Pavillon umgeben.
Jeder Tag beginnt mit einem gesunden Frühstück. So gesund hab' ich schon lange nicht mehr gefrühstückt, denn heute gab es einen »Sakura Cream Puff« und ein »Beer Onigiri« (in Bier gebraten). — Man gönnt sich ja sonst nichts ...
Heute, mit den Kirschbäumen in voller Pracht sind wir den bekannten Philosophenweg in Kyoto gegangen. Entlang eines schmalen Kanals, gesäumt von unzähligen Kirschbäumen in voller, weißer Blüte geht mal einen schmalen Weg und besucht die Tempel, die in der Nähe des Kanals.
Am meisten hatte wohl der 永観堂 (Eikando Zenri-ji) zu bieten. Mit einer weitläufigen und schön gestalteten Anlage, in der auch einzelne Tempelbauten besucht werden können, ist das einer schönsten und sehenswertesten Tempel des Philosophenwegs.
Leider war der Philosophenweg etwas kürzer als erwartet. Schlimmer ist aber, dass sich die Touristen — »Touristen sind immer die Anderen.« — dort tottrampeln und statt die Idylle der Kirschblüten zu genießen, vollkommen in ihre Selfies versunken sind.
Heute waren wir das erste Mal in einem »Book Off Shop« ein »Second Hand Book Shop« für Mangas. Die Bücher sind in 1A-Zustand und sehr günstig.
In Vorbereitung (Stil, Japanische Bildsprache, Sprache) für meine Manga-Kurse an meiner Gast-Hochschule, habe ich mir auch einen Manga mitgenommen »One Punch-Man I«. Jetzt muss ich nur noch die Kanji entziffern.
Heute war eher ein ruhiger Tag. Ich war mal wieder Lebensmittel einkaufen. Ist immer wieder interessant, was einem schon bei alltäglichen Einkäufen so alles begegnet.
Ich kam in den Laden und bin durch die Gemüseecke geschlendert und sehe etwas Rotes in Plastikschachteln gestapelt auf einem Korb denken. »Boah geil, Johannisbeeren« und im Hinterkopf schon »Träubleskuchen« und laufe drauf zu. Weit gefehlt. Nichts da »Johannisbeeren« — »Tomaten«. In den kleinen Plastikschachteln lagen ganze Stängel mit Tomaten. Jede Tomate so groß, wie eine Johannisbeere. Eigentlich die optimale Größe für einen bunten Salat.
Außerdem bin ich hier auf »Rote Bananen« gestoßen. Da freue ich mich auch schon drauf. Die sind sehr lecker. Die roten Bananen sind etwas süßer als die gelben Bananen und auch noch etwas süßer als die Baby-Bananen. Allerdings haben die roten Bananen, recht große Samen.
Heute habe ich den Postboten verpasst. (Einerseits wusste ich nicht, dass ich Post bekommen würde und andererseits hatte ich ihn wohl nicht gehört.) In meinem Briefkasten lag dann eine »Undeliverable Item Notice«, wie die DHL-Zettel sozusagen, wenn man davon absieht, dass das Einzige was man lesen kann, die Sendeverfolgungsnummer und die Telefonnummer der Post-Filiale ist.
Einen neuen Liefertermin zu beantragen über die Website der Post war allerdings nicht allzu schwer. (Man kann sich die Website ja von Google übersetzen lassen.) Die Schwierigkeit war allerdings das Online-Formular selber. Nicht aber der Sprache wegen, sondern vielmehr wegen dem Aufbau und der Validierung des Formulars. Der Aufbau wirkt fremd und man findet sich nicht so schnell zurecht. Man ist den Aufbau einfach nicht gewöhnt. Hinzu kommt das hier, aufgrund der japanischen Sprache, zwischen ganzen und halben Zeichen unterschieden wird, was wiederum Folgen für die verfügbaren Zeichen pro Eingabefeld hat. Das ist für einen Außenstehenden nicht nachvollziehbar, da man selbst als Designer nicht so genau weiß, welche unserer lateinischen Buchstaben in welche der beiden Kategorien fallen. Man ist gezwungen auszuprobieren. Das Ende vom Lied: »Leerzeichen« sind nicht erlaubt. — Das ist rückblickend ziemlich logisch. Mich würde interessieren, wie hier die Validierungs-Algorithmen (Java Script, jQuery, etc.) der Formulare arbeiten ...
Heute waren wir wieder in Kyoto unterwegs. Allerdings an den Touristen-Hotspots. Das ist immer in gewisser Weise nervenaufreibend. Immer steht einer dumm im Weg rum. Die Schrittgeschwindigkeit wird gebremst, rücksichtslos wird man angerempelt und laut labernd wird durch den Tempel gegangen. Überall wird blöd rumgelabert und albern rum-geselfiet.
Hinzu kam, dass die Sehenswürdigkeiten selbst nicht wirklich sehenswert waren. Der angepriesene Tenryu-ji Tempel hat nicht viel zu bieten. Die Gartenanlage ist ganz nett, aber halt nur »ganz nett«. Im Vergleich zu dem, was wir bisher gesehen haben, ist der Tempel eher am unteren Ende einzuordnen. Leider war auch der Bambuswald, auf den ich mich wirklich gefreut hatte, enttäuschend. (Ich weiß aber auch nicht, was man von einem Bambuswald erwarten kann.) Aber von Ruhe, Harmonie oder gar Idylle kann hier überhaupt nicht die Rede sein. Den Teil des Bambuswaldes, in dem das berühmte Foto entstanden ist, kann man nicht besuchen, weil dieser Teil Privatgrundstück ist. Schön war allerdings die kleine von blühenden Kirschbäumen gesäumte Halbinsel mit kleiner Promenade.
Ganz interessant war allerdings der 嵐山モンキーパーク (Arashiyama Affenpark Iwatayama). Nach einem 20-minütigen Aufstieg auf den Arashiyama »Storm Mountain« hatte man nicht nur einen schönen Überblick über diesen Stadtteil Kyotos, sondern bekam auch einige hier heimische Affen zu Gesicht.
Auch heute hat uns die Kirschblüte auf dem Weg zu den verschiedenen »Cherry Blossom Spots« durch weite Teile Kyotos geführt. Nicht nur sind wir an einer Kirschbaumallee entlang das Ufer des »Kamo River« hinauf gelaufen, sondern haben auch den 東寺 (To-ji Tempel) und den »Kyoto Botanical Garden« besucht.
In 木屋町通 (Kiyamachi Dori) liegt ein Kanal, der von weiß-rosa blühenden Kirschbäumen gesäumt ist und viele Japaner anzieht. In diesem Kanal wird zu dieser Zeit das Wasser leicht gestaut, sodass die weiß-rosa Blütenblätter, die sich aus den Bäumen lösen, ins Wasser fallen und dort eine deckende Schicht Blütenblätter auf der Wasseroberfläche hinterlassen. An anderen Stellen, weiter unten im Kanal, wo Steine im Wasser liegen oder wo die Algen besonders lang gewachsen sind, bilden sich kleine Inseln aus Blütenblättern, die auf dem Wasser schwimmen. Der Anblick der Kirschbäume in voller Blüte gepaart mit den schwimmenden Blütenblättern ist wunderschön und lädt zu verharren ein.
Heute hatten wir besonderes Glück. Denn hier in 木屋町通 (Kiyamachi Dori) waren wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort und konnten zum ersten Mal einem 祭り (Fest) beiwohnen.
Abschließend waren wir heute noch im »Kyoto Botanical Garden«, der zu dieser Jahreszeit vor allem für die blühenden Kirschbäume bekannt ist. Neben den Kirschbäumen hat der Park noch ein großes und sehenswertes Gewächshaus zu bieten. Außerdem sind die Blumenbeete mit den Tulpen schön anzusehen. Ansonsten ist der Park zu dieser Jahreszeit allerdings nicht wirklich gepflegt.
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