に
ほ
ん
に
い
き
ま
す
Ich gehe ins Land der aufgehenden Sonne.
日
Tage
Heute war ich mal in der Umgebung meiner Heimat 大津 unterwegs. Ich war in 石山 im 石山寺. Der Tempel ist als Sehenswürdigkeit nicht außergewöhnlich, aber dafür sehr ruhig gelegen. Man läuft in aller Ruhe zwischen den Gebäuden der Tempelanlage hindurch, die an einem Hang im Grünen liegen. Hier findet man einen gewissen Frieden.
Auf meinem Rückweg bin ich an dem Platz von der OIGA-Office in 大津 vorbeigekommen. Dort fand ein kleines Fest statt. Es war nicht so wirklich klar, was gefeiert wurde, aber ich war ja auch nur kurz Zuschauer. Ich stand etwas oberhalb des Platzes und hatte so eine sehr gute Sicht auf die Trommelperformance, die dort stattfand. Diese japanischen Trommeln haben etwas, was einen irgendwie fesselt. Die Musik ist energetisch und irgendwie auch spirituell. Das Zusammenspiel aus den tiefen Trommelschlägen, den Rufen des Trommler und den Bewegungen, die sowohl dem Takt als auch der Performance dienen ist faszinierend. Die Trommler tanzen in drehenden Bewegungen, die in ausgestreckten Armen und Beinen zu enden schienen. Bewegungen, die sie fast wie Kämpfer wirken ließen. Auch die Art in der die Schlägel im Tanz gehalten wurden, unterstützen diese kämpferische Anmutung.
Es war eine kleine und recht junge Gruppe Trommler. Obwohl die Trommler teilweise noch Kinder waren, wohnten der Performance die gleiche Anmut inne, wie auch der Performance beim Laternenfest im 伏見稲荷大社. Besonders beeindruckend war ein kleines Mädchen, das kaum älter als 6 Jahre sein konnte. Die vergleichsweise kleine Trommel wirkte immer noch zu groß für sie. Doch das kleine Mädchen trommelte in höchster Konzentration und fügte sich so nahtlos in die Gruppe älterer Trommler ein.
Heute war ich das erste Mal in einem japanischen カラオケ-Etablissement. (Alleine oder zu Zweit ist das witzlos.) Heute zur Feier des Geburtstags meiner Reisegefährtin waren wir mit ein paar unserer japanischen Freunde in einem カラオケ-Etablissement. (Es war keine Bar.) In kleinen Gruppen kann man Räume mieten, in denen man vollkommen unter sich ist und einfach Spaß hat. Softdrinks, wie auch etwas Eis sind in der Raummiete inbegriffen. Das カラオケ beliebt ist, dürft allgemein hin bekannt sein. Aber auch an dem Raum selbst sieht man, dass カラオケ eine beliebte Freizeitaktivität ist. Denn der Raum wirkte etwas abgelebt.
カラオケ, als Erfahrung war auch anders, als man es von der Playstation kennt. Es braucht einen Moment, bis man sich akklimatisiert hat. (Im Kreis von Freunden, die man seit Ewigkeiten kennt, ist das recht einfach. In einem fremden Kulturkreis und einem neuen Freundeskreis ist das doch schwieriger.) Schnell fühlt man sich wohl und hat Spaß an カラオケ, auch wenn im Singen zur Gänze unbefähigt ist.
Der Tag heute war hauptsächlich von den Vorbereitungen meiner baldigen Abreise in japanische Strandparadis geprägt und war dementsprechend eintönig.
Heute bin ich mal wieder auf der Straße angehalten worden. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Immer wieder sprechen mich Japaner an, auch wenn ich nur mit einem durch den japanischen Dialekt verzerrten »Hello« begrüßt werde. Dieses Mal war es jedoch seltsam. Die Frau hielt mich an und fragte mich, ob ich einen Moment Zeit hätte für »Happiness«. (Mein erster Gedanke galt jenen, die mit einem immer über Gott sprechen zu wollen scheinen.) Ich hielt aber doch an. Für »Happiness« hat man ja immer Zeit. Sie bat mich die Augen zu schließen. Sofort wurde ich misstrauisch. Doch was dann kam, überraschte mich. Die Frau streckte die Hand vor meiner Stirn aus und schloss dann auch selbst die Augen. Unhörbar sprach sie etwas vor sich hin. Etwa 2 Minuten sprach sie und bat mich dann den Kopf zu senken. Abermals, ebenso unhörbar, sprach sie. Als sie fertig war, bedanke ich mich mit einem etwas verlegenen 「ありがおうございます。」.
Nicht wenig später begegnete ich der Frau abermals und gerade so als sei nicht gewesen, wies sie mir den Weg zu der Haltestelle, die ich suchte.
Heute gab es auch Missverständnis der ungewöhnlichen Art. Am Ende des heutigen Tages hatte ich Schwierigkeiten ein Restaurant für das Abendessen zu finden. In 泉佐野 ist gar nichts los. Die meisten Shops waren sogar wegen Urlaub geschlossen. Also bin ich schließlich doch in dem お好み焼き-Restaurant gelandet. Als ich dann dort an meinem Tisch saß, fiel mir dann die eingebaute, japanische Herdplatte in der Tischplatte auf. In der Überzeugung in einer Art DIY-Lokal gelandet zu sein, fragte ich den Ober ob ich das お好み焼き selbst zubereiten müsse und deutete an, dass ich das nicht könne. Der Ober der neben mir stand, erklärte mir, dass er das お好み焼き zubereiten würde. Als ich dann etwas beruhigt dem Block durch das Lokal schweifen ließ, stellte ich fest, dass viele Köche zwischen den Tischen hin und her eilten und verschiedene お好み焼き zubereiteten. Weiterhin fiel mir dann ein, dass Japan auch dafür bekannt ist, dass man dem Koch doch öfter Mal auf die Finger schauen kann. Also: »Weniger DIY, mehr Hirnfurz.«
Um 05:30 Uhr kam ich heute am Flughafen 関西国際空港 (KIX) an. Das bedeutet ich musste gut 40 Minuten warten, bis ich mein Gepäck aufgeben konnte. Aber immer noch: »Lieber zu früh, als zu spät.«
Heute wurde mir sogar eine Sonderbehandlung zuteil. Mir wurde der Sitz am Notausgang zugewiesen. Damit bin ich Teil der »Cabin Crew«. Naja nicht ganz ... Wenn was passieren sollte, dann bin ich allerdings der, der das Türchen aufmachen muss.
Nachdem ich im vollkommen verlassenen Gate ankam, setzte ich mich und genoss die Aussicht. Die Stimmung war für einen Flughafen außergewöhnlich entspannt. Das erste Sonnenlicht des Tages fiel durch die Fenster. Die metallenen Verstrebungen der gläsernen Fassade warfen ihre Schatten über die sauberen Reihen von Sitzbänken aus Kunstleder. Grün, Rot und Maulbeere ... Der Blick aus dem Fenster zeigt einen Blick auf りんくうタウン in 泉佐野. Und den silbernen Adler mit dem orangenen Stern, der in der Sonne, wie poliert wirkt.
Ich wusste, dass ich mit mehreren in einer Reihe am Notausgang sitzen würde. Im Flugzeug stellte ich dann fest, dass sich zu dem Flügel zwei Notausgänge öffneten und somit auf jeder Seite sechs »zusätzliche (neu auserkorene) Cabin-Crew-Members« saßen. Alle auf meiner Seite würden auf Japanisch geschult und ich erhielt eine Sonderschulung auf Englisch. Eine Schulung, die mit der Frage abgeschlossen wurde: »Are you willing and able to follow the instructions of the Cabin Crew in the case of emergency?«
Heute war ich im 首里城, der Burg des ehemaligen Herrschers der Königreichs 琉球王国 (heute: 沖縄県). Hier bin ich abermals der werthweinschen Konstante begegnet. Die Burg von außen für Lackierungsarbeiten eingerüstet.
Aber die Umgebung und das Innere der Burg waren ebenso interessant anzusehen. Meine Route durch das Innenleben der Burg habe ich dann für ein »Teechen für Deechen« unterbrochen. An einem flachen Tisch setzte ich mich im traditionell japanischen Sitz und bekam dann さピン茶 (Jasmin-Tee) mit traditionellen Okinawa-Tea-Sweets gereicht. Mit dem Blick auf den kleinen, aber harmonisch angelegten Garten hätten so Stunden in Land gehen können. Wenn man da sitzt und sich die Zeit für den Tee nimmt, fährt man vollkommen runter. Man ist für diese Minuten vollkommen entspannt. Ein Zustand der Entspannung, von dem man noch in den folgenden Stunden zehren kann. Es ist wirklich magisch, was eine Tasse Tee in einem Moment der Ruhe bewirken kann. (Das hört sich total nach Eso(therik)-Schmarn an. Ich denke man muss diese Form des Teetrinkens in einem solchen Ambiente einfach erlebt haben, um das nachvollziehen zu können.)
In meiner Woche in 沖縄 war der Besuch der doch traumhaften Strände mit den Wassern in kristallenen Blautönen fest eingeplant.
Ärgerlich ist allerdings, dass zumindest für die nächsten beiden Tage Regen vorhergesagt wird, der nur selten unterbrochen werden soll.
Als ich heute Morgen dann aus dem Haus gegangen bin, hat es keine zwei Minuten gedauert, bis meine Schuhe vollständig durchnässt waren. Nach nicht einmal fünf Minuten war mein Schirm nur noch ein Häufchen unbrauchbarer Draht und Stoff.
Es hat auch nicht lange gedauert, bis der Regenschirm, den ich als Ersatz gekauft hatte, ebenfalls das Zeitliche gesegnet hatte.
Aufgrund des eher kümmerlichen Starts in den Tag und um dem Sauwetter wenigstens für eine Weile zu entgehen, saß ich heute Morgen eine ganze Weile im »Starbucks« mit einer »Matcha Latte«.
Ich muss sagen, dass »Starbucks« — wenn man so über seinem Getränk dahinträumt und nicht gerade damit beschäftigt ist, am MacBook den Kreativling raushängen zu lassen — einem auch etwas Ruhe schenken kann. Mit genügend Zeit synthetisiert »Starbucks« auch eine Art Teehaus-Atmosphäre, in der man einen friedvollen Moment finden kann. Natürlich kann das niemals die Erfahrung eines Teehauses ersetzen. Aber man kauft sich hier auch etwas Frieden, zumindest wenn man zu dieser Ruhe bereit ist.
Heute, zwischen den kräftigen Regenschauern, bin ich durch das Töpfer-Viertel von 那覇 gelaufen. Dabei habe ich auch das Museum für lokale Töpferkunst besucht. Die Exponate waren interessant anzusehen und auch die Werke, die in den verschiedenen Shops angeboten wurden, waren auch nicht uninteressant. Allerdings hängt — meinem Ästhetik-Gefühl nach — die Töpferkunst 沖縄, der Japans weit hinterher. (Sicher 沖縄 gehört zu Japan. Wer aber auf der Hauptinsel und auf 沖縄 war, wird die Unterscheidung sicher verstehen. Zwischen 沖縄 und der japanischen Hauptinsel gibt es riesige kulturelle Unterschiede.) Die Töpferkunst 沖縄 erscheint viel gröber und frei-künstlerischer, als die Japans. Außerdem beschäftigt sich die Töpferkunst 沖縄 auch hauptsächlich mit der Darstellung des シーサー, des schützenden Löwen-Wesens, das hier überall zu sehen ist. Mir persönlich gefällt die Feinheit und der Minimalismus der töpferischen Werke Japans besser.
Zum Abschluss des Tages war ich heute in einem Restaurant mit Performance. Als ich für meine Reservierung in dem Restaurant ankam, war der Saal noch vollkommen leer. Direkt an der Bühne bekam ich meinen eigenen Tisch. Der Boden war mit Tatamimatten ausgelegt. Der Tisch war flach und um den Tisch herum standen Stühle mit gepolsterter Sitzfläche und hölzerner Rückenlehne, aber ohne Stuhlbeine. Die Wände waren mit Malereien von Samurai und anderen altertümlichen Darstellungen verziert. Das Restaurant machte einen sehr traditionellen Eindruck.
Zum Essen bestellte ich »Sea Grapes« (o. »Grüner Kaviar«), eine Schüssel Sparerib-Ramen im okinawanischen Stil und ein Whisky-Getränk mit Jasmintee. Dazu gab es etwas, dass die Bedienung als »Gelato« bezeichnete. Gelato, wie man es vom Begriff her kennt, hat damit aber nur wenig zu tun. Es hatte zwar die Form einer Eiskugel, hatte damit aber ansonsten nichts gemein. Es war eine Zusammenstellung aus Fisch, Erbsen und Mais. Ziemlich lecker! Überhaupt war das ganze Essen sehr schmackhaft. Aus dieser Mahlzeit stachen wohl die »Sea Grapes« (o. »Grüner Kaviar«) am meisten heraus. Im Gegensatz zu anderen Kaviar-Arten sind das hier keine Fischeier. Sondern es handelt sich um eine Algenart. Geschmacklich kann man das durchaus hin und wieder mal essen. (Kaviar ist man ja im Normalfall auch nicht jeden Tag.) Die Konsistenz ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. Beißt man auf die »Sea Grapes« (o. »Grüner Kaviar«), dann löst sich dieser »Trauben-Verband« scheinbar vollkommen auf, zurückbleibt eine schleimige Substanz, die sehr deutlich an glitschige Algen erinnert. Geschmacklich sind die »Sea Grapes« (o. »Grüner Kaviar«) auch überwältigend salzig. Es schmeckt auch so, wie man sich den Geschmack von Algen vorstellen würde. (Man bekommt ein bisschen das Gefühl, als habe man einen kleinen Schluck Ozean im Mund.) Deshalb, wie ich bereits mit dem »hin und wieder« anzudeuten versuchte, sind geringe Menge durchaus lecker. Allerdings wird es dann ab einer gewissen Menge, allein schon aufgrund des Salzes, unangenehm. (Ich bemerkte dann auch, dass sich Familien zu dritt, die Menge teilten, die ich als Quasi-Salat gegessen hatte. — Wenn man alleine ist, geht es halt auch nicht anders.)
Während ich über meinem Essen saß, gab es eine 30-minütige Performance der lokalen, traditionellen Tänze. Das war auch echt spannend zu sehen. Hier werden noch einmal die kulturellen Unterschiede zwischen Okinawa und der Hauptinsel von Japan sehr deutlich. Die Kostüme waren vollkommen anders und auch der Klang der Musik konnte nicht mit dem verglichen werden, was ich den Performances auf der Hauptinsel erlebt hatte.
Der Tag heute war hauptsächlich von meiner Rückreise aus Okinawa geprägt. Also der Flug und die lange Bahnfahrt von 大阪 nach 大津. Der Tag war aber auch von den typischen Tätigkeiten geprägt, die bei der Rückkehr auf den Reisenden warten.
Bei unserer kleinen Shopping-Tour in Osaka haben wir uns heute einen Käsekuchen gegönnt. Aber natürlich nicht nur irgendeinen Käsekuchen, sondern den sehr beliebten »Rikuro’s Cheesecake«. Vorneweg ich bin kein Fan von Käsekuchen, aber das hat mich aus den Socken gehauen.
In Osaka gibt es mehrere Bäckereien die den »Rikuro’s Cheesecake« verkaufen und die dort angestellten leisten Akkordarbeit. Wenn man den Laden betritt, sieht man eine ganze Reihe industrieller Backöfen und angestellte, die ununterbrochen Teig rühren, Backformen befüllen oder fertige Kuchen aus dem Ofen nehmen. Jeder Kuchen wird mit Blick für’s Detail zubereitet. Jeder der Kuchen kommt aus seiner Form und sieht aus wie gemalt. Die Kuchen haben alle die fremde Eigenart, dass sie wackeln wie Götterspeise.
Der erste Biss ist überwältigend. Der Kuchen ist so fluffig weichen, dass man das Gefühl hat Wolken zu kaufen. Watte wirkt dagegen hart und faserig. Man isst und hat das Gefühl als äse man Luft mit dem leichten Geschmack von Käsekuchen. Das hört sich albern an, aber genau so ist es. Dieses kulinarische Erlebnis ist echt berauschend.
Heute war ich wieder in Kyoto unterwegs. Ausnahmsweise allerdings nur für eine kleine aber feine Shoppingtour. Eine Shoppingtour, die mich über den 東寺-Flomarkt, durch verschiedene Malls und natürlich die 寺町通 geführt hat.
Interessanterweise bin ich heute wieder der Reisegruppe begegnet, mit der ich schon auf dem Rückweg vom 関西国際空港 kurz gesprochen hatten. Prompt hatten sie mich wieder erkannt.
Heute war ich mal wieder in 宇治. Eigentlich war ich auf der Suche nach dem für mich passenden »Edlen Tautropfen«, also 玉露, einer der besten Teesorten, die Japan zu bieten hat.
Vormittags habe ich im 宇治茶工房 an einem kleinen Workshop teilgenommen. Hier durfte ich aus etwa 50g Sencha meinen eigenen 焙じ茶 rösten. Der Prozess an sich ist recht simpel. Auf einer runden Heizplatte auf einer Art hellen Backpapier wird ein Teil des Tees ausgebreitet und geröstet. Stück für Stück werden während des Röstprozesses die fertigen Teeblätter ausgesiebt. (Je kleiner die Blätter, desto schneller ist der Röstprozess abgeschlossen, daher lässt siche in Sieb zum Abtrennen der fertigen Teeblätter verwenden.) Abschließend werden wieder alle Bestandteile gemischt und so ergibt sich ein homogener Farbton und auch ein gleichmäßiges Aroma.
Das spannende an dem Prozess ist die farbliche Veränderung der Teeblätter; von einem dunklen, fast bläulichen Grün, über ein helles, fast gelbliches Grün hin zu einem hölzernen Braun. Außerdem kann man, ohne den Tee zu probieren, auch die Veränderung des Aromas miterleben. Der Dampf/Rauch der beim Prozess auftsteigt verändert zunehmend seine Note.
Heute ist mal wieder ein 台風 an uns vorübergezogen. Also habe ich den Tag heute mit Nichtigkeiten innerhalb meiner vier Wände verbracht.
Die japanischen Küchenmesser sind ja weltbekannt für ihre Schärfe. In Schärfe kommt den Messern kein anderer Hersteller nahe. Heute war ich also in einem Shop für japanische Küchenmesser in Osaka. Die Auswahl, die sich einem hier bietet, ist überwältigend. Über zwei Stockwerke verteilten sich Schaukasten mit verschiedenen Messertypen, verschiedenen Macharten und verschiedenen Ausgangsmaterialien. Da ich am Montag den Shop aber schon einmal besucht hatte, war mein Einkauf heute sehr zielstrebig. Viele dieser Shops (auch in Kyoto) bieten einen kostenlosen Service zum Gravieren der Messer an.
Um zu zeigen, was in mein Messer graviert werden sollte — die japanische Version meines Nachnamens —, zeigte ich der Verkäuferin meinen Studierendenausweis. Man möchte bei der Gravur ja keine Fehler machen. Da musste ich vor Ort leider feststellen, dass mein Name auf dem Studierendenausweis ein Fehler hat. Da ich auch schon für das letzte Messer, das ich gekauft hatte, meinen Studierendenausweis bereitgestellt hatte, entschied ich mich für die Schreibweise auf dem Ausweis. (Dann wären die Messer immerhin einheitlich falsch. Einem Leihen oder Jemandem, der die Schreibweise meines Namens nicht kennt, fällt das ohnehin nicht auf.) Das war ein Fehler. Bei dem Messer, dass ich zuvor gekauft hatte, hatte der Verkäufer die Schreibweise automatisch aufgrund meiner Aussprache korrigiert.
Nachdem ich mich also x-fach hin und her entschieden hatte, bot mir die Verkäuferin an das Gravieren an einem »Probemesser« auszuprobieren. Erst lehnte ich ab, überwand mich dann aber doch. Also gravierte ich meinen Nachnamen in das »Probemesser«. Später begründete sie das Angebot damit, gelesen zu haben, dass meine Universität ja Kunst lehre. Ihrem Feedback nach sah meine Gravur gar nicht so schlecht aus. Sie bot mir sogar an, mein eigenes Messer zu gravieren. Das lehnte ich allerdings ab. Schließlich ist das japanische Silbenalphabet für mich immer noch eine unnatürliche Handbewegung, andererseits ist ja auch die Arbeitsweise aus Metall unbekannt und es soll ja nach was aussehen.
Da uns eine japanische Freundin auf unsere Bitte Tickets im 京都観世会館 reserviert hatten. Konnten wir heute 能 erleben. Bei der Abholung der Tickets wurde ich dann auch prompt dem Namen der japanischen Freundin, als 若林さま angesprochen.
Das 能 war interessant anzusehen. Allerdings hatten wir uns doch etwas anderes vorgestellt. 能 ist sehr bekannt für den Einsatz der kunstvoll gearbeiteten Masken. Allerdings bekamen, wir aufgrund der erzählten Geschichten, nur wenige dieser Masken zu sehen. (Nur Schauspieler die Tiere, Fabelwesen oder Frauen spielen, tragen Masken.) Außerdem waren die Stücke sehr verbal und nur wenig von darstellender Handlung geprägt. Mit dem jetzigen Stand in der japanische Sprache sind die Stücke kaum zu verstehen. Auch viele der Japaner bringen Bücher mit und lesen dann das Gesprochene oder Gesungene mit. Diese Theaterform ist sehr interessant und auch für ein Stück durchaus sehenswert. Allerdings haben wir uns vier Stücke angesehen, weil wir dachten, das gehöre so. Aber ähnlich, wie bei meiner 相撲本場所 handelte es sich hier um eine Art Tagesticket. Viele Japaner kamen und gingen zu den Theaterstücken, die sie interessierten. Wir dagegen saßen gut fünf Stunden in dem Theater.
Diese Form des Theaters ist auch ganz anders und kann gar nicht dem zuvor gesehen 歌舞伎 oder 文楽 verglichen werden. Die Schauspieler bewegen sich sehr betont, langsam und konzentriert. Das Ganze wird auch nicht von einem Erzähler und einem Musiker begeleitet, sondern die Handlung ergibt sich aus den Gesprächen. Musikalisch wir das von einem Paar Trommler (manchmal ein Trio) begleitet. Musiker, die ihre Trommeln immer wieder durch Rufe unterbrechen und dabei so manches Mal die Schauspieler übertönen. Außerdem gehört dazu — in diesem Fall — auch noch ein acht-köpfiger Chor, der des Gesprochene/Gesunge untermalt und betont, dem Gesagten einen gewissen Nachdruck verleiht.
Es war interessant den Blick durch das Publikum schweifen zu lassen. Es witzig zu sehen, wie viele in ihren Stühlen schlafen, während sich die Schauspieler auf der Bühne einen ab-schauspielern.
Ursprünglich wollte ich den Tag heute mit einem Besuch des 将軍塚. Aber wie sich herausstellen sollte, war das leider nichts. Nicht nur waren es mehr als zwei Kilometer von der Haltestelle zum eigentlichen Ziel, sondern auch der Weg selbst stellte ein Hindernis dar. Es war kein Gehweg verfügbar und auch der Straßenrand war dicht mit Gestrüpp bewachsen, sodass ein entgegenkommender Autofahrer mich kaum hätte wahrnehmen können, also ein Weg, der für Fußgänger nicht gerade ungefährlich gewesen wäre. Das habe ich mir also dann lieber gespart.
Anschließend, etwas erfolgreicher, war ich im 醍醐寺. Die Tempelanlage ist recht weitläufig, aber verglichen mit anderen Tempel in Kyoto nichts wirklich Besonderes. Es gibt eine Pagode und einige kleinere Tempelbauten zu sehen, die nicht betreten werden können. Das Museum auf dem Gelände, in dem die Schätze des Tempels ausgestellt werden, war allerdings interessant. Die Figuren, die dort — wie in anderen Museen dieser Art — ausgestellt werden, sind in vielerlei Hinsicht faszinierend. Nicht nur sind diese Statuen Ausdruck meisterlicher Handwerkskunst, sondern auch die Darstellungen selbst wecken Interesse. Fremdartige Gesichtsformen, Haarkronen wie Flammen und beeindrucken Posen.
Am anderen Ende des Geländes des 醍醐寺 führen nur wenige Schritte direkt in nächste Tempelanlage, die auf einem Berg liegen. Das war vielleicht eine Wanderung. Ich dachte schon, ich komme nie da oben an. Es ging recht steil in Serpentinen einen Weg hinauf. Ständigwechselte der Untergrund. Mal Blätter, mal Waldboden, mal Steine und mal Stufen. War also alles dabei. Oben angekommen musste ich dann feststellen, dass es dort keine Getränkeautomaten gab und das so ziemlich alle Bauten des Tempels verschlossen war. (Das mit den Getränkeautomaten hört sich zwar albern an, aber das ist für Japan tatsächlich untypisch. In vielen der hoch gelegenen Tempel, die wir bisher besucht haben, waren immer Getränkeautomaten zu finden gewesen.) Nachdem ich also an den meisten der Bauten vorbeigeschlappt bin und auch ziemlich durstig war, habe ich mich dann wieder auf dem schnellsten Weg auf den Abstieg gemacht.
Der Tag hat mit dem Besuch der Ausstellung »Bauhaus Imaginista« angefangen. Interessanterweise war ich damit heute — als Designer — das erste Mal in einer Ausstellung des »Bauhaus« und das auch noch in Japan. Um ehrlich zu sein war die Ausstellung nur mäßig interessant, da kaum konkrete Arbeiten, dafür aber viele Skizzen und Studien gezeigt wurden. Im Falle letzterer waren dabei leider weder Ursprung noch Darstellungsziel zu erkennen. Mit der Rolle die das »Bauhaus« in der gestalterischen Entwicklung gespielt hat, bleibt das Gesehen leider weit hinter den Erwartungen zurück. Im Großen und Ganzen leider eine Ausstellung, die kaum den Besuch wert ist.
Als kleinen Snack gab es heute Mittag ein Curry-お握り. (Die Verpackung des お握り hatte einen »Hanshin Tigers«-Aufdruck. Das お握り war Curry gewürzt und war innen sogar auch noch mit Fleisch gefüllt. Das お握り war sehr lecker und auf jeden Fall seine ¥198 wert! (Auch wenn das お握り nicht an meine お握り-Erfahrungen in 沖縄県 rankommt.)
Nach dem eher unglücklichen Ausflug in die »Bauhaus Imaginista«-Ausstellung waren wir noch ein einer temporären 浮世絵 Ausstellung, die verschiedene 浮世絵 aus einer privaten Sammlung zeigt. Diese Ausstellung war eine ganz andere Hausnummer. Die 浮世絵 sind einfach faszinierend. Ich war in Japan mittlerweile in drei 浮世絵-Ausstellungen. Bisher bin ich noch nie wirklich enttäuscht worden, zumindest nicht von den ausgestellten Arbeiten. Als kleiner Bonus lag das kleine Museum mitten in einer Tempelanlage, die ich zuvor noch nicht gesehen hatte. Vor allem das gepflegte und frische Grün der Anlage war schön zu sehen. (Andere Teile der Tempelanlage waren nicht zugänglich.)
Heute war ich das erste Mal richtig 天婦羅 essen. Selbstverständlich habe ich vorher schon einmal 天婦羅 gekostet, allerdings immer als Teil eines Gerichts, wie beispielsweise 寿司. Heute lag der Fokus aber auf dem 天婦羅 selbst. Bei mir gab es eine vegetarische Rice-Bowl, die mit Gemüse-天婦羅 unterschiedlicher Arten garniert war. Darunter waren: Lotuswurzel, Kürbis, Zwiebel, Süßkartoffel, Aubergine und ein 紫蘇. Dafür saßen wir in einem kleinen und von Außen unscheinbaren Lokal in der Shoppingstraße von 京都.
Als Nachtisch zu meinem Abendessen gab es eine Art Sandwich mit 抹茶. Selbstverständlich geht es hier nicht um eine Art Brotaufstrich. Nein! Es war im Prinzip ein Sandwich aus zwei schlanken, luftigen und wolkig-weichen 抹茶-Kuchen. Zwischen diesen Scheiben lag etwas 抹茶-Pudding und verschiedene Sorten Sahne, unter anderem auch mit 抹茶. Wie viele der japanischen Süßigkeiten war dieser Nachtisch nicht nur geschmacklich, sondern auch in seiner unvergleichlich weichen Konsistenz ein Erlebnis.
Leider geht nun auch schon meine Zeit in 大津 zu Ende. Zwei Tage bleiben noch. Tage, die wohl von der drückenden Beschäftigung »Kofferpacken« geprägt sein werden.
Den Tag heute habe ich heute mit ein paar meiner japanischen Freunde verbracht. Begonnen haben wir in dem naheliegenden Bowlingcenter »Round 1«. Interessanterweise war dieses Bowlingscenter signifikant lauter, als man es von vergleichbaren Bowlingcentern in Deutschland kennt. (Ich wusste gar nicht, dass das geht. Der Sport ist ja der Gleiche.) Es war interessant die Leute hier zu beobachten. Es gibt eine laut-lärmendes Baseball-Team, das sich gemeinsam die Zeit im Bowlingcenter vertreibt. Es gibt kleine Familien. Aber es gibt auch einzelnen Bowler, die in 12 Spielen beinahe 2000 Pins schubsen.
Abgeschlossen haben wir den Tag in einem der naheliegenden 寿司-Restaurants. Es war sehr lecker. Wenn man nicht alleine geht, hat man immer die Möglichkeit viele der verschiedenen Angebote zu probieren und kann das Sushi, das immer in Paaren gereicht wird, einfach teilen.
Es ist interessant, wie sich diese Dinge immer wieder entwickeln. Von Beginn an, war an diesem Auslandssemester ein gewisses »Verfallsdatum« zu erkennen. Nicht immer im negativen Sinne. Viele Dinge, hat man wahrgenommen, erlebt oder besonders genossen eben im Gedanken an diese »Vergänglichkeit«. Diese »Vergänglichkeit« hat viele Entscheidungen vereinfacht und auch viele Erlebnisse einzigartig gemacht.
Mit diesem Gedanken an die »Vergänglichkeit« gehen aber auch andere Dinge einher. Man erinnert sich in gewisser Weise immer wieder selbst an eben diese »Vergänglichkeit«. Das schafft eine gewisse Distanz. Eine Distanz, die — wie man es sich selbst klar zu machen versucht — einen Abschied von Bekanntschaften und gewonnen Freundschaften vereinfacht. Doch trotz dieses Bewusstseins der Distanz und der »Vergänglichkeit«, kann man sich jetzt — so am Ende — einem gewissen Herzschmerz nicht erwehren. Denn über dieses »Verfallsdatum« und die Form der Bekanntschaft hinaus, gibt es doch viele gemeinsame Erlebnisse. Erlebnisse, die erst durch das »gemeinsam« erst zu etwas ganz besonderem werden. Man nimmt Abschied und das Herz ist einem doch etwas schwer. Ich denke es gehört vielleicht auch eine gewisse Kälte dazu, nicht derart zu empfinden.
Es ist interessant, wie Dinge manchmal laufen. In der letzten Woche habe ich in 京都 eine angeleitete Tee-Zeremonie besucht. Nachdem darauffolgenden Kontakt hat die Betreiberin des Teehauses wohl meinen Kontakt an einen ihrer Kontakte in England weitergeleitet, da mein Projekt »Die Tee-Enzyklopädie« wohl ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Dieser nahm dann Kontakt zu mir auf und wollte mehr über das Projekt wissen. Vielleicht ergibt sich hier die Möglichkeit das Projekt tatsächlich real mit dem Bezug Japan umzusetzen. Ich bin gespannt, welche Möglichkeiten sich hier ergeben könnten.
Das »Koffer packen« ist immer irgendwie komisch. Dieses Mal ist jedoch besonders seltsam. Denn es fühlt sich irgendwie falsch an. Man hat das Gefühl ein Stück Heimat zurückzulassen. Man fühlt sich wohl, hat sich eingelebt und hat sich ein gewisses Leben aufgebaut. Ein Leben, das man wie vieles Andere auch zurücklassen muss. Denn mit dem Leben in einem fremden Land kommt auch eine verändere Lebensweise, Lebenseinstellung, die nur unter diesen Bedingungen gedeihen kann. Trotz des Schmerzes des »Zurücklassens« gibt es doch Dinge, auf die man sich freut. Man freut sich natürlich Familie und Freunde wieder zu sehen und freut sich auf bestimmte Gerichte. Noch ist aber der Schmerz des »Zurücklassens« größer als diese Vorfreude. Letztere erlebe ich wahrscheinlich erst so richtig, wenn im Gate auf das Boarding warte.
Den Tag habe ich heute mit dem Packen meiner Koffer für die kleine Rundreise und schlussendlich auch meine Abreise gepackt. Es ist erstaunlich, was sich in einem halben Jahr so alles ansammelt. Nach einer kleinen Panikattacke habe ich heute Mittag dann noch zwei Pakete gepackt, um damit etwas Platz im Koffer zu gewinnen.
Da mein Kühlschrank, meiner Abreise wegen, vollkommen leer geräumt ist, und ich nicht einmal mehr einen Schluck Wasser gehabt hätte, bin ich heute zum ersten Mal nach 11 Uhr Nachts im Convenience Store nebenan gewesen. Man ist das einfach nicht gewohnt zu diesen Uhrzeiten einkaufen zu können. Üblicherweise erledige ich alle meine Einkäufe ja tagsüber. Aber ist echt geschickt, wenn man zu jeder Uhrzeit mal geschwind zum naheliegenden Convenience Store laufen kann. Sonntag = Ruhetag? Was für ein scheiß ...
Nach unserem offiziellen Auszugstermin ging es nur noch darum die Koffer aus dem vierten Stock in das Erdgeschoss und anschließend nach Kyoto zu schleifen.
In Kyoto mussten wir uns dann die Zeit vertreiben, egal womit. Es dauerte sehr, sehr lange bis mein Bus kam. Ab einem gewissen Punkt fehlen einem dann die Ideen, was man noch tun kann, außer warten. Durch die Packerei am Vortag und das Schleifen der Koffer nach Kyoto waren wir beide ziemlich müde. Dementsprechend schlief ich ausnahmsweise recht gut, nachdem ich planmäßig um 00:30 Uhr endlich in den Bus steigen konnte.
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